Hintergrund
Während der Alkoholkonsum bei Jugendlichen bis 15 Jahre gemäss Bundesamt für Gesundheit abgenommen hat, konsumieren 15- bis 24-Jährige in den vergangenen Jahren immer mehr. Fast 25 Prozent dieser Altersgruppe geben an, mindestens einmal pro Monat zu viel Alkohol zu konsumieren. Der Alkoholkonsum findet in diesen beiden Altersgruppen vor allem am Wochenende statt.
Die Zahlen mögen erschrecken, verwunderlich sind sie aber angesichts des gesellschaftlichen Umgangs mit Alkohol nicht. Gemäss BAG trinkt in der Schweiz jede fünfte Person zu oft oder regelmässig zu viel Alkohol. Jede zwanzigste trinkt sogar chronisch risikoreich und hat somit ein erhöhtes Risiko für Krebs, Organschädigungen, Herzinfarkt und psychische Krankheiten. Geschätzte 250 000 bis 300 000 Personen in der Schweiz sind alkoholabhängig.
Massvoller Konsum bzw. Alkoholgenuss ist schon lange gesellschaftlich akzeptiert, doch auch punktuell risikoreicher Konsum hat den Status einer gewissen Normalität erreicht. Wenn Erwachsene öffentlich auch risikoreich trinken und einen solchen Konsum untereinander auch undiskutiert akzeptieren, haben sie nicht nur eine schlechte Vorbildwirkung. Die vermeintliche Normalität bewirkt auch, dass Jugendliche die Gefahren des Konsums unterschätzen.
Empfehlungen der MOJUGA
Versuchen Sie, Kinder bis 13 Jahre ausnahmslos von Alkohol fernzuhalten. Dessen Wirkung ist für Kinder, deren Körper noch nicht entwickelt sind, bereits bei kleineren Mengen verheerend. Genau das können Sie Ihrem Kind auch sagen, wenn es unbedingt probieren will. Wenn das Kind darauf beharrt, machen sie eine deutlich deklarierte Ausnahme, um den Reiz des Verbotenen zu mindern.
Nutzen sie aber bereits jetzt Gelegenheiten, um mit ihren Kindern über Alkohol und dessen Stellenwert in der Gesellschaft zu sprechen: Obwohl massvoller Alkoholkonsum gesellschaftlich akzeptiert ist, handelt es sich um eine gefährliche Droge, die abhängig machen kann und bei übermässigem Konsum starke gesundheitliche Auswirkungen hat.
Vertrauen statt Verbote
Auch zwischen 14 und 16 Jahren sollten Kinder Jugendliche keinen Alkohol trinken, die Abgabe an sie (und Jüngere) ist durch die Jugendschutzbestimmungen auch verboten. Allerdings kommen Jugendliche in diesem Alter öfter in Situationen, in denen sie andere Jugendliche konsumieren sehen oder zum Mittrinken eingeladen werden. Ein striktes Verbot ist deshalb weniger zielführend, als dafür zu sorgen, dass eine vertrauensvolle Beziehung zu Ihren Kindern besteht.
Auf diesem Hintergrund können Sie mit Ihren Kindern darüber sprechen, ob in seinem Freundeskreis getrunken wird, ob es selbst den Wunsch verspürt, Alkohol zu probieren, was die Hintergründe dieses Wunsches sind und wie ihr Kind einem allfälligen Druck durch die Gruppe standhalten kann. Je nach Persönlichkeit kann es ohne Rechtfertigung dankend ablehnen oder es kann dem Druck ausweichen, indem es eine Erklärung abgibt: "Ich gehe morgen auf eine Velotour und will fit sein." Oder: "Ich mag kein Bier."
Eigenen Konsum thematisieren
Jugendlichen ab 16 Jahren darf Bier, Wein und Apfelwein verkauft werden, jedoch keine stärker alkoholhaltigen Getränke wie Cocktails oder Schnäpse. Wenn Ihr Kind nun Alkohol konsumieren will, werden sie kaum in der Lage sein, das zu verhindern. Sprechen Sie aber darüber, welche Mengen vertretbar sind. Bleiben Sie auch im Austausch darüber, in welchen Situationen und aus welchen Gründen Ihr Kind Alkohol trinkt. Sprechen Sie auch offen über Ihren eigenen Umgang mit Alkohol und legen Sie Ihre Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsum offen, um Ihr Kind für einen sinnvollen Umgang zu sensibilisieren.
Im Gespräch bleiben
Spätestens wenn Ihr Kind 18 Jahre alt ist und Fahrzeuge lenkt, vereinbaren Sie mit ihm, dass es unter Alkoholeinfluss auf keinen Fall fährt und besprechen Sie die Heimweg-Alternativen für den Fall, dass es im Ausgang trinkt, obwohl es das Auto dabeihat.
Achten Sie bei Ihren Kindern auf Anzeichen zum riskanten Alkoholkonsum: ein regelmässiger Kater, allgemeine Unlust, abnehmende Lebensfreude ohne Alkohol oder Berichte von anderen Jugendlichen von Alkoholexzessen. Wenden Sie sich an die Jugendarbeit Ihrer Gemeinde oder an entsprechende Fachstellen.
Alkohol und Offene Jugendarbeit
Die MOJUGA ist in allen Leistungsgemeinden fast täglich mit dem Thema Alkoholkonsum konfrontiert. Jugendliche trinken vor allem im Ausgang oder an Partys. Viele sind neugierig und wollen alkoholische Getränke probieren, manche suchen den Rausch und einige beginnen regelmässig Alkohol zu trinken. Als Motivation geben sie an, die Wirkung von Alkohol lustig zu finden, sich in der Gruppe mit Alkohol gut zu fühlen und vereinzelt auch mit Alkohol ihre Probleme besser bewältigen zu können. Die Jugendarbeit stellt bei ihrer aufsuchenden Arbeit fest, dass immer jüngere Jugendliche vor allem in der Gruppe Bier und hochprozentigen Alkohol wie Wodka konsumieren. Die Jugendlichen finden Mittel und Wege, Bier und Schnaps im Handel zu kaufen oder sich diesen bei älteren Jugendlichen zu beschaffen. Oft wird der Alkohol selbst zusammengemischt.
Selbstverantwortlich entscheiden
Grundsätzlich unterstützt die Jugendarbeit die Jugendlichen darin, einen risikoarmen Umgang mit der Substanz Alkohol zu lernen, indem sie immer wieder das Gespräch sucht, über Motivation und Hintergründe des Konsums spricht, alternative Gefühlsbewältigungsstrategien aufzeigt, über Risiken und gesetzliche Vorgaben informiert. Ziel dieser Gespräche ist, eine Basis für selbstverantwortliche Entscheidungen zu schaffen.
In allen Jugendtreffs der MOJUGA herrscht gemäss Betriebsregeln striktes Alkoholverbot. Die Jugendarbeit ist jedoch immer wieder mit Gruppen von älteren Jugendlichen konfrontiert, die in direkter Nachbarschaft zu Jugendtreffs Alkohol konsumieren. In solchen Fällen sucht die Jugendarbeit immer wieder das Gespräch. Dabei versucht sie einerseits ein Bewusstsein für den schädlichen Einfluss auf die jüngeren Jugibesucherinnen und Jugibesuchern aufzuzeigen und macht andererseits auf den Eindruck auf Aussenstehende aufmerksam: Wenn die Umgebung des Jugis trinkende Jugendliche anziehe, könne es schlimmstenfalls geschlossen werden. Dabei geht es nicht nur um eine unmittelbare Verhaltensänderung, sondern auch um den Aufbau langfristiger, vertrauensvoller Beziehungen, die gegenseitigen Respekt und Kooperation ermöglichen.
Präsenz und Prävention
An Grossanlässen wie Chilbis ist die Jugendarbeit präventiv aktiv. Sie spricht mit den Jugendlichen über ihren Alkoholkonsum, fordert sie auf, aufeinander zu achten und sich gegenseitig von einem übermässigen Konsum anzuhalten und verweist schliesslich auf Hilfsangebote wie das Erste-Hilfe-Zelt. Zudem ist die Jugendarbeit oft mit einem Präventiv-Parcours vor Ort. Dabei können Jugendliche ab 13 Jahren mit sogenannten Rauschbrillen die eine simulierte Wirkung von Alkohol erfahren. Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen verschiedene Aufgaben lösen und erleben durch die Wirkung der Rauschbrillen die eingeschränkten Fähigkeiten, welche durch Alkohol hervorgerufen werden.
Begleitung für Partyorganisatoren
Bei der Organisation von Partys bespricht die Jugendarbeit mit Jugendlichen, wie sie mit übermässigem Alkoholkonsum von Partyteilnehmenden umgehen können. Insbesondere für Schulabschlussfeste der dritten Oberstufe, an welchen traditionell viel Alkohol konsumiert wird, ist diese Beratung wichtig und notwendig. Sie rät den Partyorganisatorinnen und Partyorganisatoren, nicht zu viele Gäste einzuladen und diese bewusst auszuwählen, keine mitgebrachten Getränke zu akzeptieren und genügend nichtalkoholische Getränke bereitzustellen, den Heimweg zu organisieren, Kollegen mit in die Verantwortung nehmen und erwachsene Kontaktpersonen zu organisieren, die im Notfall angerufen werden können. Stark Alkoholisierte sollen nach Hause von Kollegen nach Hause begleitet werden.
Erfährt die Jugendarbeit von Läden, die Alkohol an Minderjährige verkaufen, wird die Gemeinde darüber informiert. In Einzelfällen muss die Jugendarbeit volltrunkene Jugendliche betreuen und die Eltern darüber informieren.