Hintergrund
Für praktisch alle Jugendlichen sind digitale Medien wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Als Digital Natives sind Jugendliche mit der Nutzung entsprechender Geräte und Apps oft wesentlich vertrauter als ihre Eltern. Nicht nur das macht die Kontrolle ihrer digitalen Aktivitäten schwierig, sondern auch die Tatsache, dass sich sämtliche Inhalte (Kommunikation, Filme, Spiele, etc.) auf ihren mobilen Smartphones abrufen lassen. Und doch gehört die Kontrolle der Inhalte, die ein Kind oder Jugendlicher konsumiert, zu den Erziehungsaufgaben der Eltern.
Problematischer Umgang
Die Nutzung von digitalen Medien bringt Jugendlichen viele Vorteile; sie unterstützen sie etwa bei der Alltagsorganisation, ermöglichen sozialen Austausch oder fördern die Lernfähigkeit. Der Grossteil der Schweizer Jugendlichen nutzt die digitalen Medien in einem unproblematischen Umfang. Knapp zwanzig Prozent vernachlässigen jedoch wichtige Bereiche ihres Lebens wie Hausaufgaben, Mithilfe zu Hause, analoge soziale Kontakte oder Freizeitaktivitäten jenseits von Bildschirmen.
Eine vom Bundesrat in Auftrag gegebene Studie (2019) zeigt, dass Kinder und Jugendliche bereits ab zehn Jahren auch den vielfältigen Gefahren des Internets ausgesetzt sind. Über die Hälfte aller befragten Jugendlichen sind im Internet mit Gewaltdarstellungen und Hassnachrichten in Kontakt gekommen. Auch mit Inhalten zu den Themen Pornografie, Drogenkonsum, Selbstverletzung, Magersucht, Suizid oder Verwendung von Waffen kommen Jugendliche vermehrt in Kontakt.
Empfehlungen der MOJUGA
Besitzt Ihr Kind ein eigenes Smartphone, werden Sie Einfluss darauf verlieren, wie viel Zeit es vor dem Bildschirm verbringt. Um ein lebendiges Familienleben mit direktem Austausch zu ermöglichen, können Sie aber Regeln für den Umgang mit dem Smartphone zu Hause festlegen, die für alle, also auch für Sie als Erwachsene gelten. Zur Orientierung, ob ihr Kind bereit ist für eine eigenes Smartphone, dient unsere Checkliste.
Um mit ihrem Kind in einen Dialog über digitale Medien einsteigen zu können, ist es wichtig, dass Sie sich vorher über die wichtigsten Apps und Spiele informieren. Lassen Sie sich von Ihrem Kind erklären, welche Apps es nutzt, was ihm daran gefällt, wofür es sie braucht.
Besprechen Sie gemeinsam die Apps auf dem Smartphone Ihres Kindes. Reden Sie mit ihm über die Gefahren und Risiken, die die Nutzung solcher Apps birgt und begründen Sie, weshalb sie welche Apps nicht auf seinem Smartphone haben wollen.
Keine heimlichen Kontrollen
Legen sie regelmässige Gesprächszeiten fest, bei denen Sie das Smartphone Ihres Kindes gemeinsam anschauen. Dabei können Sie allfällige Wünsche seinerseits nach neuen Anwendungen besprechen.
Nutzen Sie diese Zusammenkünfte auch, um mit Ihrem Kind zu analysieren, was mit seinen privaten Daten während der Nutzung passiert. Reden Sie mit ihm darüber, wie es vermeiden kann, dass persönliche Daten wie Name, Adresse, Alter und Telefonnummer missbraucht werden: indem es sie nicht an unbekannte Adressaten weitergibt.
Vertrauensbasis aufbauen
Ein spielerischer Inhalt Ihrer regelmässigen Smartphone-Sitzungen kann sein, dass Sie gemeinsam den Namen Ihres Kindes in die Suchmaschine eingeben und die Resultate besprechen.
Themen wie Sexualität und Gewalt sind im Internet leicht zugänglich. Versuchen Sie, mit Ihrem Kind eine Vertrauensbasis aufzubauen, so dass es mit Ihnen das Gespräch sucht, wenn es verstörende Inhalte gesehen hat. In der übersichtlichen Kurzinfo Internetnutzung begleiten finden Sie weitere Empfehlungen zu diesem Thema. Eine unbegleitete Nutzung des Internets empfehlen wir ab frühestens 16 Jahren.
Bildquelle: Wikimedia Ibrahim.ID
Digitale Medien und Jugendarbeit
Problematische Ereignisse und Entwicklungen rund um digitale Medien laufen parallel zum Leben im Jugendhaus und auf der Strasse; sie finden im Verborgenen statt. Um überhaupt mit diesen Themen in Berührung zu kommen und schädliche Entwicklungen zu erkennen, bevor sie eskalieren, ist von den Jugendarbeitenden aktives Nachfragen und Handeln gefordert.
Anders als im physischen Raum können sie Jugendliche dabei nicht direkt ansprechen, denn in Chaträumen und sozialen Medien ist die Anwesenheit der Jugendarbeitenden weder erwünscht noch zielführend. Es geht vielmehr darum, in direkten Gesprächen Interesse für das digitale Leben der Jugendlichen zu zeigen, Unterstützungsbereitschaft bei Problemen zu signalisieren und Veranstaltungen mit Expertinnen und Experten (alternativ stattdessen: weiteren Fachleuten) durchzuführen.
Im Austausch bleiben
Die Jugendarbeitenden erleben die Jugendlichen als offen und auskunftsfreudig. Sie diskutieren mit ihnen über Regeln für ein angenehmes Zusammenleben, die auch im digitalen Leben gelten müssen. Sie sprechen mit ihnen darüber, dass man im Netz nicht mehr Informationen von sich preisgeben soll, als man es auch im realen Leben tun würde. Und nicht zuletzt thematisieren sie die Tatsache, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist, dass also Beleidigen, Verunglimpfen, das Veröffentlichen intime Aufnahmen anderer rechtlich geahndet werden.
Erfahren Jugendarbeitende von negativen Entwicklungen unter Jugendlichen – etwa Mobbing oder Nötigung im Netz –, suchen sie nicht nur das Gespräch, sie informieren nach Bedarf auch die Polizei.
Dass Jugendliche sich den Jugendarbeitenden anvertrauen, ist allerdings nicht selbstverständlich. Nur eine Jugendarbeit, die über Jahre hinweg in einer Gemeinde wirken kann, wird zu vielen Jugendlich eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen können und so Ansprechperson auch bei schwierigen Themen sein.